Ist der sRGB-Workflow noch zeitgemäß?

edited Januar 2021 in Imaging-Workflow

1995 einst als kleinster gemeinsamer Nenner in der Bürokommunikation
zum Standard erklärt, hat sich der sRGB-Farbraum in die teuersten
Kameras eingeschlichen. Massenhaft verbreitet ist noch längst nicht
wirklich sinnvoll. Besonders wer seine Fotos selber druckt, beschneidet
den Gamut seiner Bilder heftig. Farben, die der Drucker noch drucken
könnte, sind nach der Konvertierung in den sRGB-Farbraum verschwunden.
Wollen Sie als Raw-Fotograf das wirklich?




Wer druckt, weiß welche Farben auf dem Papier letztlich sichtbar sind
und welche nicht. Was Kameras heute aufzeichnen, ist phantastisch.
Allerdings macht die Wahl des sRGB-Farbraums all diesen Fortschritt zu
nichte. Wir bewegen uns mit SRGB auf dem Niveau der Bürokommunikation
mitte der 1990er Jahre. Einzig wer selbst druckt, kann den Farbverlust
selbst nachvollziehen. Fakt ist: Hochwertige FineArt-Drucker können mehr
Farben aufs Papier bringen als SGB überhaupt darstellen
kann.Irritierend ist dies vor allem, weil um die Fortschritte in der
Auflösung, um die Wirkung von Bokeh viel Aufmerksamkeit fließt. Aber
Farben, vor allem verlorene, interessieren niemanden!

Drucker können deutlich mehr als sRGB

Während Canon bereits seit Jahren erfolgreich den Pro-1000 mit zwölf
Tintenpatronen vermarktet, hat Epson bislang mit neun Tinten einen
vergleichba­ren Farbraum aufs Papier gebracht. Die neuen
P700/900-Drucker sind mit zehn Patronen ausgestattet. Neu kam eine
Violett-Tinte hinzu, was den Farb­raum im Blau und Violettbereich
erweitert. Wenn Sie nun fragen, wer den größeren Farbraum aufs Papier
bringt, kommt von mir folgende Gegenfrage: Schicken Sie Ihre Druckdaten
als sRGB- oder als Adobe-RGB-File zum Drucker? Fakt ist leider auch,
dass sowohl die Canon-Drucker als auch die Epson-Drucker weitaus mehr
Farben aufs Papier bringen können, als sRGB überhaupt speichert. Damit
sind wir einmal mehr bei der Tatsache, dass sämtliche Kamerahersteller
und auch alle anderen Marktteilnehmer in sRGB arbeiten. Durch die neuen
Drucker rückt diese absurde Situation der sRGB-Dominanz erneut in den
Fokus: Es wird einerseits damit geworben, dass hochwertige Kameras die
Farben mit 12 Bit intern aufzeichnen, danach werden jedoch andererseits
alle Qualitätszuwächse bezüglich Farbe bei Wandlung in den sRGB-Farbraum
auf das Niveau von Bürobildschirmen reduziert. Um diesen Missstand
einmal mehr für Sie als Druckerbesitzer transparent zu machen, laden wir
Sie für Dienstag, den 9. März 2021, zum Webinar „Ist der sRGB-Workflow
noch zeitgemäß?“ ein (Anmeldungen über den Fine- ArtPrinter-Webshop,
Kosten: 38,80 Euro).


Wer hat nun die größte Farbraumwiedergabe?
Man kann das Volumen eines
dreidimensionalen Farbmodelles sogar berechnen –dann würde Epson mit
den neuen Modellen P700/900 die Nase vorne haben. Das ist jedoch nur die
halbe Wahrheit, denn Ca­non beispielsweise kann in der Rot-Wieder­gabe
mehr als Epson. Dagegen kann Epson durch die neue Violett-Tinte
bestimmte Blau- und Purpurtöne aufs Papier bringen, bei denen die
Canon-Modelle nicht mithalten können. Die Aussagen über den Gamut sind
also eher theoretischer Art, deshalb gehen wir das pragmatisch an: Die
Farbraumwiedergabe der beiden Canon-Drucker wie auch die der neuen
Epson-Modelle ist auf höchstem Niveau. Um dieses überhaupt zu nutzen,
ist eine Datei im sRGB-Farbraum unzureichend. Wenn man die Farbqualität
ausreizen möchte, dann ist eine Druckdatei im Format Adobe RGB oder ECI
RGB oder Prostar- oder auch ProPhoto RGB Voraussetzung. Wer mit einem
großen Farbraum wie ProPhoto RGB oder Prostar arbeitet, sollte seine
Files allerdings als 16-Bit-Datei entwickeln. Alles andere würde bei
banalen Änderungen – wie beispielsweise dem Verändern der
Gradationskurve – schnell zu Tonwertabrissen führen. Bei großen
Farb­räu­men und 8-Bit-Verarbeitung werden Feh­­ler im Workflow also
schnell sichtbar.

Termin: Dienstag, 26. Januar 2021, um 19:00 Uhr bei Ihnen am Monitor

Leitung: Hermann Will


Kosten: 38,80 Euro
Tickets im FineArtPrinter-Webshop

Kommentare

  • Hallo, ich wandelte meine RAWs (Nikon D850) bisher immer in AdobeRGB 16Bit im AdobeCameraRaw um. Wenn ich meinem selbsterstellten
    ICCProfil für Hahnemühle BarytaSatin / Canon Pro-1 einen Farbraumvergleich mit dem AdobeRGB-Farbraum unterziehe (bspw. auf dem Mac in Color Sync), dann schauen kleine Bereiche des kleineren Druckfarbraums aus dem AdobeRGB Farbraum heraus. (in der dreidimensionalen Ansicht gut erkennbar) Mit anderen Worten ist der AdobeRGB Farbraum etwas zu klein - Daraus schlussfolgernd sollte ich mich für den ProphotoRGB Arbeitsfarbraum in AdobePhotoshop entscheiden  und die RAWs entsprechend aus CameraRaw übergeben. Vergleiche ich nun die RAWs - einmal in AdobeRGB und einmal in ProPhotoRGB so erhalte ich bei der Farbumfangs(Gamut)Warnung unterschiedliche Ergebnisse. Die ProPhoto Datei zeigt viel mehr Gamutwarnungen als die AdobeRGB Datei. Mein Problem ist nun, dass ich mir unsicher hinsichtlich des besseren Arbeitsfarbraumes bin. Aus dem viel größeren ProPhoto Arbeitsraum müssen naturgemäß viel mehr Farben übersetzt werden, was zu Fehlern führen kann - weil diese außerhalb des Druckerfarbraumes liegen. (größere Bereiche der Farbumfangswarnung = mehr Übersetzungsarbeit durch Photoshop = höhere Fehlerwahrscheinlichkeit?). Auf der anderen Seite gibt es Farben die gedruckt werden könnten, jedoch außerhalb des AdobeRGB Farbraumes liegen. Werden Farben außerhalb des Arbeitsfarbraumes interpretiert oder einfach weggelassen?

    Vielen dank schonmal für die Antworten
    Martin


  • edited März 2021
     Hallo Martin,
    da gehörst Du zu den wenigen, die dem Thema Arbeitsfarbraum überhaupt Aufmerksamkeit schenken. Wie Du richtig feststellst, sind in ProPhoto RGB Farben enthalten, die in Adobe RGB schon verschwunden sind. Allerdings: Noch weniger Farben sind bei sRGB vorhanden.
    sRGB ist der kleinste gemeinsame Nenner für einen Farbstandard der ursprünglich im Jahr 1995 für die Bürokommunikation verabschiedet wurde. Damals legten sich Microsoft und HP für das Projekt ins Zeug. Adobe erkannte schnell, dass mit einem solchen Standard der Fotografie nicht entsprochen wird. deshalb gab es dann wenig später Adobe 1998. Aus heutiger Sicht sind die Leute damals auch zu kurz gesprungen. Aber immerhin haben Monitor-Hersteller den Farbraum Adobe RGB als Meßlatte hergenommen und heute sprechen namhafte Monitor-Hersteller davon, dass ihr Monitor 99% aller Adobe-RGB-Farben abdeckt. Leider gibt es keinen Monitor, der uns alle Farben unsrer Kamera-Sensoren oder des ProPhoto-Farbraums zeigen könnte. Das ist der Grund weshalb heute qualitätsorientierte Fotografen in Adobe RGB speichern oder mit etwas Erfahrung den ProPhoto-Farbraum wählen. Sinvolle Alternativen sind in jedem Fall eciRGB oder L-Star. Das Problem bleibt, dass man bestimmte, in der Datei vorhanden Farben an den meisten Monitoren nicht sieht. Durch die erweiterten Farbräume, die heute Drucker wiedergeben, gibt es jede Menge Farben, die zwar der Drucker aufs Papier bringen könnte, die jedoch durch die Beschränkung der Farben auf sRGB schon entfernt sind, beispielsweise intensive Grün- und Blautöne. In unserem Webinar „Ist der sRGB-Workflow noch zeitgemäß“ am Mittwoch, 21. April um 18.30 beleuchte ich das Thema genau. Zu den Tickets

    Hermann Will

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